Drei Frauen am See by Dora Heldt

Drei Frauen am See by Dora Heldt

Autor:Dora Heldt [Heldt, Dora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783423434799
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
veröffentlicht: 2018-08-30T22:00:00+00:00


Zwei Tage später saßen sie im Flugzeug. Alexandra schwänzte ihre Vorlesungen, Marie hatte ihrer Chefin etwas von einer dringenden Familienangelegenheit erzählt, während Jule pflichtbewusst drei Tage Urlaub genommen hatte, der zum Glück sofort bewilligt wurde. Nachdem die Flüge gebucht waren, hatte Marie Fiedi angerufen, um ihr zu sagen, wann sie ankämen. Danach hatte sie den anderen etwas erleichtert erzählt: »Fiedi war so froh, als ich gesagt habe, dass wir alle drei kommen. Und hat gleich wieder angefangen zu heulen. Obwohl sie sich total bemüht hat, ganz normal zu sprechen. Sie sagt immer noch nicht, was passiert ist, nur dass sie krank war und sich so elend fühlt. Aber sich auf uns freut.«

Jule hoffte immer noch, dass es nicht so schlimm war, wie es sich anhörte. Nicht nur weil sie sich Sorgen um Friederike machte, sondern auch weil Katastrophen im Moment überhaupt nicht in ihr Leben passten. Es war bisher das beste Jahr ihres Lebens gewesen. Sie hatte mit ihrem Bruder zusammen eine Wohnung, sie wohnte jetzt mitten in Hamburg, die Physiotherapeutenschule war die richtige Entscheidung gewesen, es gab nette Kollegen, tolle Ausbilder, und zwei ihrer besten Freundinnen wohnten auf dem Weg von ihrer Wohnung zur Klinik. Sie hatten einen Bilderbuchsommer gehabt, lauschige Abende auf Balkonen, im Stadtpark oder an der Alster und Elbe verbracht, ihre Hits des Sommers waren ›Carbonara‹ von Spliff und ›Ich will Spaß‹ von Markus. Sie war im Moment nicht verliebt, das würde sich aber bestimmt bald wieder ändern. Jule war da guten Mutes. Aber sie hatte das ganze Blöde hinter sich gelassen, die Schule und vor allen Dingen diese grauenhaften Streitereien ihrer Eltern wegen der Affäre ihres Vaters. Der arme Ernst hatte sich mittlerweile von seiner Affäre getrennt und lief wie das Leiden Christi durchs Haus. Und sobald er sich etwas aufrichtete, fing Gesa wieder mit ihrem Theater an. Jule hätte sich gewünscht, dass Ernst dem Ganzen endlich ein Ende bereitete und auszog. Er tat es nicht, er fühlte sich verantwortlich, ließ sich weiter von Gesa terrorisieren und tat Jule mittlerweile nicht mal mehr leid. Dafür konnte sie ihre Mutter kaum mehr ansehen, ohne aggressiv zu werden. Als sie endlich auszog, hatte sie sich geschworen, niemals so zu werden. Niemals.

Jule wollte, dass das Leben schön war. Und sie wollte das schöne Leben zusammen mit Marie, Alex und Fiedi. Und deshalb hoffte sie so sehr, dass es sich um keine große Katastrophe handelte, zu der sie nun unterwegs waren. Gerade jetzt, wo das Leben so wunderbar war. Andererseits war Friederike nicht der Typ, der freiwillig um Hilfe bat, dafür war sie viel zu stolz. Sie war jetzt seit etwas über drei Monaten auf Fuerteventura, verlieh Surfbretter und verkaufte kaltes Bier und Tapas. Jule hatte in dieser Zeit ein paar Postkarten von ihr bekommen, Strand, Wasser, Himmel und auf der Rückseite in Fiedis steiler Handschrift knappe Sätze wie »Superzeit hier«, »Wassertemperatur 25 Grad, Luft 30 Grad« oder »Es würde euch gefallen«. Jule hatte überhaupt keine Ahnung, was da schiefgegangen sein konnte. In ein paar Stunden würde sie es wissen.



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